Bio

Ein kreativer Quantensprung!

Das nächste Album ist immer das schwerste. Besonders das verflixte zweite kann jede Menge Verdruss bereiten. Daran sind schon ganz andere gescheitert. Nicht so das weibliche Rockabilly-Gesangstrio The Silverettes. Nach großartigem Debüt „Real Rock’n’Roll Chicks“ (2014) hatten die Vokalistinnen Ira, Jane und Honey für ihre nächste Produktion nur ein Ziel vor Augen: Sich kreativ weiterzuentwickeln. Nachfolgewerk TALK DIRTY, einmal mehr mit absolutem Händchen fürs Rockabilly-Metier produziert vom eingespielten Team Adriano BaTolba (u.a. Dick Brave & The Backbeats, Peter Kraus, Adriano BaTolba Orchestra) und Pomez di Lorenzo (u.a. Ben, Der Wolf, Sasha, Thomas Gottschalk, Uwe Ochsenknecht, Boppin‘ B, The Basballs, The Firebirds, Addys Mercedes), nimmt sich im direkten Vergleich zum beachtlichen Erstling wie ein kreativer Quantensprung aus: Anstatt Coverversionen, zauberte die vom Adriano BaTolba Orchestra sowie von Gitarrist Andy Bach, Bassist Christoph Herder und Schlagzeuger Bernhard Weichinger begleitete Crew bei den mehrwöchigen Sessions mehrheitlich Selbstkomponiertes aus dem Hut. Anstatt im anarchisch archaischen Rockabilly, eine Überblendung aus Rock’n’Roll, Blues, Country, Hillbilly und Rhythm’n’Blues, zu verharren, dominiert abwechslungsreicher Stil-Crossover.

Dreizehn famose Tracks!

TALK DIRTY erweist sich als traumhaftes Song-Kaleidoskop. Opener „Dirty Talk“ empfiehlt sich im mitreißenden Tribal-Rhythmus und mit signifikanter Riff-Gitarre als archaische Glam-Rock-Hommage. Lupenreinen Uptempo-Rock’n’Roll liefern „Chicken“ und „Kiss, Kiss, Kiss“. Zum lässigen Fingerschnippen taugt „Treat Me Like A Lady“. In „Sweet Butt“ schwingt ein Quäntchen Zydeco mit. Ausgezeichnete Sing-A-Long-Ohrwurmqualitäten weisen „Shipwrecked“, „Love Style“ und „Better Than That“ auf. Ein Hauch 007 macht sich in „Watch Out“ breit. Balladeske Ruhepausen gönnen das angejazzte „Drunk Love“ und das finale „Hey, Hey, Hey“. Zwei Fremdadaptionen, Sam Sparros „Black And Gold“ und Meghan Trainors „All About That Bass“ (Ira, Jane und Nina erzielten mit einer im Auto spontan eingesungenen Version 170.000 Klicks auf Facebook!), runden die stimmige Songkollektion ab. Drei talentierte Rockabellas im pfiffigen Fifties-Look unterstreichen mit dreizehn famosen Tracks, dass sie zu wesentlich mehr taugen, als nur zum Rock’n’Roll-Zierfischdasein.

Ein absolutes Novum!

Abzusehen war diese fulminante Entwicklung nicht, als die Ladies ursprünglich als Backgroundchor des Rock’n’Roll-Ensembles The Golden Boys zusammenfanden. 2010 machten sich The Silverettes selbständig, vier Jahre später stand das trefflich betitelte Debüt „Real Rock ’n’ Roll Chicks“ in realen wie digitalen Verkaufregalen. Nach Auftritten im Vorprogramm von einschlägigen Acts wie Dick Brave & The Backbeats, Boppin‘ B. oder The BossHoss galt die Truppe rasch als Insidertip. Mit perfekt dreistimmigen Satzgesang meisterte das Triumvirat den Sprung vom Beiwerk zum Hauptact. Ein absolutes Novum im Rock’n’Roll. Zumal ja auch die gegenwärtige Rockabilly-Szene nach wie vor nur allzu gerne an überkommenen Rollenklischees festhält: Gelten bei nicht wenigen der penibel pomadierten Haartollenträgern doch weibliche Wesen nach wie vor lediglich als „schmückendes Beiwerk“. Insofern leisten The Silverettes mit TALK DIRTY auch noch ein Stück Emanzipationsarbeit.

Michael Köhler